Kommunikationsprobleme: Immer diese Missverständnisse
Folgende Situation kennt wohl jeder: Wir besprechen ein Thema mit einer anderen Person und wir möchten natürlich, dass unser Gegenüber versteht was wir meinen. Häufig entwickelt sich das Gespräch leider nicht so wie wir es uns wünschen. Es entstehen Missverständnisse durch Kommunikationsprobleme. Woher kommt dies? In diesem Blogartikel, werde ich diesem Problem anhand eines Modells des Psychologen und Kommunikationswisschenschaftler Schulz von Thun auf die Spur gehen.
In der Kommunikation gibt es einen, der die Nachricht versendet (Sender: Derjenige, der einem anderen eine Botschaft mitteilt) und einen Empfänger (an ihn ist die Mitteilung gerichtet, er empfängt sie z.B. durch das Zuhören).
Schulz von Thun geht davon aus, dass jede Nachricht vier Aspekte hat:
Einen Sachaspekt, einen Beziehungsaspekt, einen Selbstoffenbarungsaspekt und einen Appellaspekt.
1. Sachaspekt: Informationen werden klar verständlich auf einer sachlichen Ebene mitgeteilt oder empfangen. Es geht um das, worüber informiert wird.
2. Beziehungsaspekt: Hier geht es um Beziehung zwischen Sender und Empfänger, Es geht um die Frage wie man mit seinem Gegenüber umgeht oder wie dieser sich behandelt fühlt. Es geht darum, was man vom Anderen hält, wie man zueinander steht.
3. Selbstoffenbarungsaspekt: Man gibt etwas über sich preis, eine Kostprobe der Persönlichkeit wird gegeben. Es geht darum, was man über sich selbst kund gibt.
4. Appellaspekt: Man möchte etwas bewirken. Es geht um eine Aufforderung, wozu man den Anderen veranlassen möchte.
Das Problem ist nur, dass man nicht wirklich weiß, unter welchem Aspekt die Nachricht versendet und empfangen wird, denn das kann im Zusammenhang mit einem der vier Aspekte geschehen.
Was heißt das nun in der Praxis? Wie entstehen Kommunikationsprobleme?
Anhand eines Beispiels soll die Problematik näher geschildert werden:
Tom sitzt vor dem Fernseher und schaut Fußball. Seine Frau Kira kommt zur Tür hinein und sagt: „Man, der Fernseher ist aber wieder laut.“
Sachaspekt: Der Fernseher ist laut.
Beziehungsaspekt gesendet: Du bist rücksichtslos.
Beziehungsaspekt empfangen: Du denkst ich bin rücksichtslos.
Selbstoffenbarungsaspekt gesendet: Mir ist das zu laut.
Selbstoffenbarungsaspekt empfangen: Dir ist es zu laut.
Appellaspekt gesendet: Mach leiser!
Appellaspekt empfangen: Ich soll leiser machen.
Aber was passiert wenn Kira nun eine sachliche Nachricht gesendet hat und Tom es beispielsweise auf der Appellebene versteht? Er wird den Fernseher leiser machen. Auf der Beziehungsebene könnte er sich angegriffen fühlen und gleich ruppig reagieren.
Machen wir ein weiteres Beispiel:
Tom sagt zu Kira: „Du isst zu viel.“
Sachaspekt gesendet: Du isst zu viel.
Sachaspekt empfangen: Ich esse zu viel.
Beziehungsaspekt gesendet: Du bist zu fett.
Beziehungsaspekt empfangen: Er findet mich zu fett und hässlich.
Selbstoffenbarungsaspekt gesendet: Ich mag nicht wenn Du so viel isst, es ist mir peinlich.
Selbstoffenbarungsaspekt empfangen: Er mag, dass ich weniger esse, er schämt sich.
Appellaspekt gesendet: Achte darauf wieviel du isst oder höre auf zu Essen.
Appellaspekt empfangen: Ich soll aufhören so viel zu essen.
An diesen Beispielen wird deutlich wie dieses Modell anzuwenden ist. Vielleicht versuchen Sie zukünftig ja mal Ihre Gespräche genauer anzuschauen und achten darauf, unter welchem Aspekt Sie und Ihr Kommunikationspartner Nachrichten senden und empfangen.
Viel Spass beim Kommunizieren, Analysieren und Reflektieren.
Autorin: Katja Majowski, Heilpraktikerin, Diplom Sozialpädagogin
Praxis für ganzheitliche Heilkunde und Psychotherapie
Literaturangabe:
Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen: Allgemeine Psychologie der Kommunikation
Bilderquelle Mann und Frau: Pixabay CC0 Lizenzfrei